Der Herr ist auferstanden - wahrhaftig?

Der Herr ist auferstanden - wahrhaftig?
Gedanken von Holger Müller-Brandes

Der österliche Gruß, der seit den frühesten Tagen der Christenheit im Wechsel gesprochen oder gar gerufen wird, ist manchen von Ihnen sicherlich noch geläufig: „Der Herr ist auferstanden - Er ist wahrhaftig auferstanden“. Es ist ein wunderbarer, fast magisch klingender Vers, der mir altvertraut ist. Und es löst regelmäßig Freude aus, die ersten Menschen, die man am Ostertage trifft, mit diesen Worten zu begrüßen und begrüßt zu werden. Dennoch gebe ich zu, dass mich bei dem „wahrhaftig“ ein leiser Zweifel durchzuckt - glaube ich das wirklich? Ist diese Vorstellung realistisch?

Nach drei Tagen des Todes, wie es die Evangelien über Jesus berichten, wieder unter den Lebenden zu weilen, verlangt uns gedanklich Einiges ab. Alles Wissen, sei es aus menschlicher Erfahrung oder wissenschaftlich begründet, müssen wir für einen Moment beiseite legen, um daran glauben zu können, dass Jesus von Nazareth wahrhaftig nach seinem Sterben wieder ins Leben gekommen ist. Dasselbe gilt natürlich für alle anderen Glaubensvorstellungen - ein Stern am Nachthimmel, ein Engel oder irgendwie anders reinkarniert zu werden.

Was die Bibel über das Wesen des auferstandenen Jesus Christus schreibt, ist kühn, aber berührend und es kündet von einer Lebenshoffnung, die allen Menschen zu wünschen ist und weit über meine eigene Zeit hinausreichen sollte.

Der Auferstandene erscheint unmittelbar und friedvoll. Seine Gegenwart segnet, tröstet, spendet Mut und kraftvolle Freude. Wo Zweifel, Fragen, Zwist herrschen, tritt er hinzu und erfüllt die Gemeinschaft aufs Neue mit Vergebung und Liebe. Der Tod relativiert all diese menschlichen Hoffnungen, lässt sie vergeblich erscheinen. Die Auferstehung Christi lässt sie allesamt wahrhaftig werden, ohne Rest und ohne jeden Abstrich. Sie machen unser Wesen aus, das unvergänglich in Gottes Händen liegt - im Leben, im Sterben, im Auferstehen.