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RSSPrint

Abschied von Superintendent "MüZe"

Am 3. September wird Dr. Reinhart Müller-Zetzsche aus seinem langjährigen Dienst verabschiedet

Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
(Josua 1,9)

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser,

zum Abschied versuche ich eine Besinnung und einen Rückblick. Denn meine Zeit als Superintendent endet nach 23 Jahren ...

Wenn man auf eine längere Zeit zurückschaut, dann merkt man ganz schnell: In Erinnerung bleiben zwar besondere Tage mit Freude, Erfolg oder Mühsal. Aber bei genauer Betrachtung ist es immer ganz viel Alltag: das Erfüllen täglicher Pflichten, das Zusammenbringen von Menschen mit gegensätzlichen Zielen oder das Ausbessern dessen, was nicht gelungen ist. Manchmal muss man auch einfach hinnehmen, dass man etwas nicht schaffen kann.

Ein solcher Blick kann begleitet sein von dem Vers, den Gott Josua mit auf den Weg gegeben hat. „lass dir nicht grauen... Gott ist mit dir...“. Im Rückblick heißt das: Deinen Weg bist du nicht alleine gegangen und was vor dir liegt, muss dich nicht erschrecken. Du wirst auch in Zukunft nicht alleine gehen.

Der Vers ist eine tröstliche Zusage und ein Lebensrezept. Die Zusage Gottes heißt: ‚Ich werde da sein. Du kannst dich an mich wenden. Ich bin sogar dann da, wenn du es nicht merkst oder nicht glaubst.‘

Das Rezept lautet: ‚Du kannst fest damit rechnen, dass du nicht alleine bist. Weil du Unterstützung hast, werden dir Dinge gelingen, die du allein nicht geschafft hättest. Du kannst offen auf die Schwierigkeiten blicken. Du musst dich nicht ängstigen.‘

Zu viel sorgen lähmt unsere Kräfte. Es saugt unsere Energie auf. Nicht umsonst sagt der Herr oder sein Bote in der Bibel bei Begegnungen oft: „Fürchte dich nicht!“ – weder vor mir noch vor der Welt. Wichtig ist mir dabei immer, dass wir Angst oder Grauen nicht dadurch vermeiden, dass wir wegsehen. Dann könnten wir den Weg nicht finden und müssten ständig damit rechnen, dass doch etwas vor uns auftaucht, was uns umhaut.

Angst oder Grauen kann besiegt werden durch Vertrauen auf den Sinn des Weges, auf die Hilfe des Herrn, auf den Trost in mühseligen Zeiten, darauf dass er die Schäden begrenzt und ab und zu ein Wunder geschehen lässt. Durch dieses Vertrauen können wir jeden Weg in Angriff nehmen.

„Ich bin bei dir in allem, was du tun wirst.“ Manchmal frage ich mich: Wer geht eigentlich voraus auf diesem gemeinsamen Weg? Ich glaube das wechselt. Manchmal trotte oder stürme ich einfach los und kann mich nur darüber wundern oder darauf hoffen, dass Gott mich trotzdem begleitet. Manchmal laufe ich ihm hinterher, weil ich ahne: Er hat mir einen Weg vorgegeben und ich habe ganz schön Rückstand... Manchmal läuft er neben mir und ich spüre seine Nähe und Kraft. Das Leben ist halt nicht nur mein Weg, bei dem Gott irgendwie dabei ist ... Das Leben ist Gottes Weg. Und meiner ist ein Teil davon. Es gibt keine Garantie, dass klappen wird, was ich mir vornehme. Andere Menschen mit anderen Wünschen sind auch unterwegs mit ihrer Kraft und Hoffnung. Aber es gibt das Versprechen, dass Gott da ist und hier und dort etwas wendet, entweder den Widerstand oder meinen Weg.

So blicke ich zurück: Die Einladung zu einem mutigen Schritt oder einer großen Veränderung sollte ja eigentlich mit guten Aussichten verbunden sein, mit der Hoffnung, dass alles schön wird. Aber so ist es nicht immer. So ist es auch Josua nicht ergangen, als er den Auftrag bekam, Moses Nachfolger zu werden. Im Gegenteil: Wenn man genau liest, dann kann man merken, dass es wohl einige Gründe gibt, sich Sorgen zu machen. Die Aufforderung heißt entsprechend: Hab keine Angst vor den Schwierigkeiten. Sie werden dir begegnen, aber du wirst sie nicht allein meistern müssen. Gott ist mit dir.

Mit so einer Einladung bin ich im Jahr 1999 nach Prenzlau eingeladen worden. Der Generalsuperintendent saß in meinem schönen Pfarrhaus in Rühstädt auf dem Sofa. Und er sagte: Ich brauche jemanden als Superintendent in Prenzlau, jemanden der sich vor nichts fürchtet. Die sind alle ein bisschen miteinander zerstritten. Aber das ist doch etwas, was Sie in Ordnung bringen könnten.

Natürlich war es nett, dass mir jemand das zutraute. Und weil ein Pfarrer möglichst nicht seine ganze Dienstzeit auf nur einer Stelle verbringen sollte, habe ich nach 12 Jahren Rühstädt verlassen und bin im Jahr 2000 Uckermärker geworden. Meine Frau war glücklicherweise bereit, ihren Lebenskreis ein zweites Mal wegen meines Berufes zu wechseln. Es stellte sich heraus, dass der Generalsuperintendent nicht übertrieben hatte. Die Kirchengemeinden und Pfarrämter in Prenzlau (Sabinen, Nikolai und Jacobi) waren einander schon seit Jahrzehnten nicht wohlgesonnen. Entsprechend waren die Ärgernisse nicht kurzfristig aus der Welt zu schaffen. Es hat schließlich 6 Jahre gedauert, bis sich die 3 Kirchengemeinden ohne eine Gegenstimme miteinander vereinigt haben.

Der Spruch aus dem Buch Josua blieb auch danach ein gutes Motto. Trotz allen Gottvertrauens bin ich ein Mensch, der gerne mit handfesten Zahlen rechnet. Und da war und ist es ganz klar, dass die wenigen evangelischen Christen nicht auf Dauer all die schönen, alten Kirchen sanieren und erhalten können. In Prenzlau hieß das für mich: St. Marien fassen wir am besten gar nicht an. Der Kirchenkreis hat 130 Kirchen von normaler Größe... Diese riesige Ruine mit Notdach würde uns überfordern. Und dann hat der Heilige Geist drei mutige Männer (Beckert, Müller, Zierke) vorbeigeschickt mit der Idee, einfach mit einem einzigen Joch den Versuch zu wagen. Und als Sie mich angesteckt hatten, konnten wir Johannes Kahrs aus dem Haushaltsausschuss des Bundes nicht nur überzeugen, sondern seine Unterstützung sogar für das ganze Gewölbe gewinnen. Und plötzlich war ich mutig genug, um auch Empore und Orgel ins Spiel zu bringen.

Wie ein Wunder erscheint mir heute, dass ich zeitweilig als der einzige Pfarrer von Prenzlau mit wenigen dazugehörigen Dörfern irgendwie durchgekommen bin. Sie ahnen, dass das mehr bedeutet als jeden Sonntag eine neue Predigt...

Es gab so viele wunderbare neue Kontakte in all den Jahren. Die wichtigste Begleiterin – meine Frau Claudia hatte ich ja schon mitgebracht. Ihr und vielen Menschen bin ich dankbar. Gott ist mir nicht durch einen mächtigen Engel zur Seite gewesen, sondern durch viele tüchtige, kluge und geduldige Begleiterinnen und Begleiter. Eine Person darf hier stellvertretend erwähnt werden: Angelika Ouart, mit meiner Frau und mir schon aus Berliner Tagen befreundet, habe ich in Prenzlau noch einmal neu kennengelernt. Sie hat mit ihrer Klugheit, ihrer Vielseitigkeit, ihrer Herzenswärme, ihrer Ausdauer und ihrem Charme zahlreiche Veranstaltungen in Prenzlau und Umgebung gelingen lassen. Wenn man solche Menschen trifft, dann kann man sich in der Kirche wohlfühlen.

Wenn ich mit der Verabschiedung meinen Dienst beende, werde ich Uckermärker bleiben und freue mich, Ihnen weiterhin zu begegnen …

Ihr Dr. Reinhart Müller-Zetzsche                                                                                                            

Am 3. September findet der Verabschiedungsgottesdienst um 15 Uhr in der St. Nikolai-Kirche in Prenzlau statt.

Icon TwitterAuszug Rap-Predigt

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Predigt zum Nachlesen

Liebe Freunde und Weggefährten, liebe Schwestern und Brüder, wie schön, dass ihr alle hier seid. Wie schön, dass wir uns begegnet sind. Wie schön, dass ihr mich begleitet und beraten habt. Wie schön, dass ihr mir vertraut habt.
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